Die Geschichte um Transmann Enzo, der schwanger wird, hat einiges zu bieten. Persönliche, gesellschaftliche, mediale und sonstige Resonanzen auf die uDie Geschichte um Transmann Enzo, der schwanger wird, hat einiges zu bieten. Persönliche, gesellschaftliche, mediale und sonstige Resonanzen auf die ungewöhnliche Schwangerschaft werden umfassend dargestellt, auch die Charaktere, allen voran Enzo und seine Frau Angèle, werden gut porträtiert. Erzählperspektiven und -Zeiten wechseln gekonnt hin und her, und auch sprachlich passiert viel. Einziger Störfaktor ist eine neue Plotline, die spät im Buch startet und die die ohnehin schon recht angespannte Dramaschraube unnötig überstrapaziert.
Das ist schon ein ziemlich irrer Trip in eine experimentelle, queere, sportliche Welt, in der so ziemlich alles auf den Kopf gestellt und vor allem spDas ist schon ein ziemlich irrer Trip in eine experimentelle, queere, sportliche Welt, in der so ziemlich alles auf den Kopf gestellt und vor allem sprachlich ganz groß aufgefahren wird. Das ist sehr weit außerhalb meiner Komfortzone, hier haben mich aber vor allem die Plotteile zu den Vermengungen Fußball/Politik/Gesellschaft fasziniert und gewissermaßen dran bleiben lassen. Ansonsten hatte ich leider doch meine Mühen aufgrund der fehlenden Struktur und der besonderen Form des "polnischen Gendering". Ich kann bei allem die Ästhetik sehen und anerkennen, ist nur nicht so richtig meins. Für Lieberhaber*innen des crazy Experimentellen - go for it!
Eine sehr gelungene Satire über die US-amerikanische Gefängnisindustrie, verpackt in einer erschreckend nahen Dystopie. Hier kämpfen Gefangene um ihr Eine sehr gelungene Satire über die US-amerikanische Gefängnisindustrie, verpackt in einer erschreckend nahen Dystopie. Hier kämpfen Gefangene um ihr Leben, als Preis lockt die Freiheit. Inszeniert wird das Spektakel als "High Action Sport" mit Fandom, und allem was dazugehört: Brot und Spiele in Reinkultur. Wenn ihr könnt, greift zum Original, die deutsche Übersetzung rumpelt ein wenig.
What a time to be alive, what a time to read books like this one! Literarisch anspruchsvoll, sprachlich mitreißend, dazu unfassbar schlau und ja, der What a time to be alive, what a time to read books like this one! Literarisch anspruchsvoll, sprachlich mitreißend, dazu unfassbar schlau und ja, der Plot - genial. Das Buch macht was mit den Lesenden, soviel ist sicher. Das ist wirklich mal ein Mindfuck - bereit, alle Moralvorstellungen über Bord zu werfen? Dann ab auf Safari!
Ein Sachbuch, wie es sein sollte: Lehrreich, informativ und packend erzählt, in diesem Fall über queeres leben in Deutschland seit der Kaiserzeit. SupEin Sachbuch, wie es sein sollte: Lehrreich, informativ und packend erzählt, in diesem Fall über queeres leben in Deutschland seit der Kaiserzeit. Super spannend, was Benno Gammerl da alles so herausrecherchiert hat. Ein Buch, das hilft, unsere Geschichte noch besser zu verstehen, sie diverser zu verstehen.
Die Geschichte der Boat People, angelehnt an die Familiengeschichte der Autorin: Nach dem Ende des Vietnamkriegs muss die Familie der Protagonistin auDie Geschichte der Boat People, angelehnt an die Familiengeschichte der Autorin: Nach dem Ende des Vietnamkriegs muss die Familie der Protagonistin aus politischen Gründen ihr Heimatland verlassen und begibt sich auf die Flucht - mit wirklich sehr dramatischem Ausgang. Das Thema ist sehr interessant, vor allen die vielen Einblicke nicht nur in die Leiden der Boat People, sondern auch in vietnamesische Kultur. Leider verfranst sich die Geschichte im Laufe der Erzählung etwas.
Hier stehen die "Wartelöhner" im Vordergrund: Jene Menschen aus den ehemaligen französischen Kolonien in Afrika, die in Frankreich auf ein besseres LeHier stehen die "Wartelöhner" im Vordergrund: Jene Menschen aus den ehemaligen französischen Kolonien in Afrika, die in Frankreich auf ein besseres Leben hoffen, dort aber vor allem als Sicherheitsmenschen in Luxushops wartend und stehend ihre Zeit verbringen. Gauz' Schreibe ist äußerst amüsant, trotz der schweren Themen, die hier nicht ausgespart werden: Das ist schlaue und gleichzeitig unterhaltsame Kapitalismus- und Kolonialismuskritik aus ivorischer Sicht.
Über die Möglichkeiten und vor allem Grenzen einer Aufnahmeeinrichtung für geflüchtete Menschen (und derer, die dort arbeiten) - sehr differenziert, sÜber die Möglichkeiten und vor allem Grenzen einer Aufnahmeeinrichtung für geflüchtete Menschen (und derer, die dort arbeiten) - sehr differenziert, sehr realistisch. Bietet viele Perspektiven, die in anderen Büchern und teils auch in der Berichterstattung zum Thema oft übersehen werden. Man merkt, dass die Autorin selbst lange in einer Unterkunft tätig war und den Alltag, von der überbordenden Bürokratie über die zu häufige Hilflosigkeit bis zum tragischen Einzelschicksal, gut kennt.
Diese faszinierende historische Geschichte über jung verheiratete Bräute im ländlichen Indien hat einen Makel: Sie ist zu kurz! Ich hätte gerne noch mDiese faszinierende historische Geschichte über jung verheiratete Bräute im ländlichen Indien hat einen Makel: Sie ist zu kurz! Ich hätte gerne noch mehr gelesen von dieser dramatischen, dabei aber kitschfreien Liebesgeschichte, die außerdem noch um einen zweiten, gegenwärtigem Handlungsstrang ergänzt wird.
Ja, dieses Debüt aus Nigeria wird völlig zu Recht gefeiert, denn es ist schlau, anspruchsvoll, macht Spaß und geht auf die Zwölf! Unser Progonist AndyJa, dieses Debüt aus Nigeria wird völlig zu Recht gefeiert, denn es ist schlau, anspruchsvoll, macht Spaß und geht auf die Zwölf! Unser Progonist Andy ist 15, Lyriker, part time philosopher und insta!verliebt in Besucherin Eileen (weiß, mit platinblondem Haar). Und das alles in einem Land, das zum täglichen Überleben auffordert. Lesetipp!
Mehr zum Buch in unserer ausführlichen Besprechung @ Papierstau Podcast: #285...more
Hui, dieses Buch hat mich mehr angesprochen als erwartet. Die Geschichte ist nicht neu (der rasante Abstieg einer Demokratie, hier: Irland, in einen tHui, dieses Buch hat mich mehr angesprochen als erwartet. Die Geschichte ist nicht neu (der rasante Abstieg einer Demokratie, hier: Irland, in einen totalitären Staat), aber dennoch erschreckend. Und dabei in einer ziemlich besonderen, auf mich fast schon hypnotisch wirkenden Sprache erzählt, die mich angesprochen und richtig reingezogen hat.
Eine Kurzgeschichtensammlung, deren Grundidee (Geister der Vergangenheit erzählen Gräuel verschiedener Epochen via Flashback o.Ä.) leider zu schnell zEine Kurzgeschichtensammlung, deren Grundidee (Geister der Vergangenheit erzählen Gräuel verschiedener Epochen via Flashback o.Ä.) leider zu schnell zu repititiv wurde. Schade, da so die meisten Geschichten für mich schon jetzt, wenige Tage nach dem Lesen, nicht mehr richtig zu unterscheiden sind. Am besten hat mir die Titelgeschichte gefallen, mit dem Vereis auf die Macht des Erzählens bzw. Schreibens.
Mehr zum Buch in unserer ausführlichen Besprechung @ Papierstau Podcast: #283...more
Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2020 (Shortlist)
In ihrem Debüt erzählt Deniz Ohde eine Geschichte, die mich sehr bewegt hat - obwohl sie eher ruhig begonnen hat. Und so brauchte es eine Weile, bis ich sie zunehmend bemerkte, die zahllosen kleinen fiesen Piekser, die der Ich-Erzählerin pausenlos zugefügt werden - allein sind sie vielleicht etwas nervig, als Gesamtbild aber eine Dauerqual. Was die Erzählerin "verbrochen" hat? Nun, sie kommt quasi aus "dem falschen" Viertel. Ihre Familie weilt seit Generationen in der "gewöhnlichen" Arbeiterschicht, ohne große Ambitionen, diese jemals verlassen zu wollen. Als die Erzählerin sich anschickt, eine bislang nicht dagewesene höhere Bildung in Form von Abitur (und vielleicht mehr) anzustreben, ist sich der Vater sicher: "Das ist nichts für uns." Statt nach Höheren oder wenigstens anderem zu streben, hängt der Vater an liebsten an Vergangenem, was sich in einer extremen Sammelwut à la Messie widerspiegelt. Aufkommende Gedanken werden zudem im Alkohol ertränkt, der so ziemlich überall dazugehört.
Nicht genug, dass ihr Vater, festgefahren und resigniert, kaum als Vorbild taugt. Auch die Mutter scheint zu müde zum Aufbegehren. In der Hoffnung auf mehr wanderte sie als junge Frau aus der Türkei nach Deutschland aus - um eines Tages ausgelaugt aufzugeben, gegen die Unordnung und Alkoholsucht ihres Mannes anzukämpfen ("Immerhin schlägt er mich nicht", so redet sie es sich schön).
Doch nicht nur innerhalb, auch außerhalb der Familie wird die Erzählerin andauernd ausgebremst. Nicht nur, weil sie aus dem falschen Viertel kommt und sich viele der coolen Dinge, mit denen Jugendliche Zugehörigkeit demonstrieren, nicht leisten kann. Es ist auch der Migrationshintergrund der Mutter, der ihr rassistische Diskriminierung und Ausgrenzung entgegen bringt.
Deniz Ohde schildert diese doppelte Ausgrenzung an verschiedenen gesellschaftlichen Aspekten, im Vordergrund steht jedoch das Thema Bildung - und der Ausschluss daran aufgrund von System und Struktur. Wenn nicht mal die Lehrer*innen an die K*******n glauben, die zu Hause doch bestimmt sowie viel helfen muss und kaum zum Lernen kommt - wer soll ihr dann noch Hoffnung geben?
Das Buch hat mich mit jeder Seite mehr berührt und geschmerzt - es ist einfach schlimm, andere Menschen dabei zu beobachten, wie sie aufgrund eigener, unbegründeter Vorurteile handeln - und viel versprechende, junge Talente so nur sehr kleine Chancen auf ein besseres Leben erhalten.
Ich für meinen Teil bin sehr froh, dass Deniz Ohde die Chance hatte, diese Geschichte zu erzählen, in der vermutlich viele eigene Erfahrungen eingeflossen sind. Aber selbst wenn nicht: Das ist ein sensibel und sehr realistisch erzähltes, genau beobachtetes Schicksal, dem hier eine literarische Stimme verliehen wird. Neben des Einzelschicksals stehen hier zudem das Bildungssystem und seine Grenzen (oder besser: Ausgrenzungen) im Mittelpunkt. Ein Buch, das das Potenzial hat, nicht nur die literarische, sondern auch die gesellschaftliche Debatte zu befeuern - daher eine verdiente Nominierung für die Longlist des deutschen Buchpreises 2020....more
Mein erstes Buch von Colson Whitehead, der hier eine reale Institution (eine ehemalige Schule für "schwererziehbare" Jungen, der in der mehr misshandeMein erstes Buch von Colson Whitehead, der hier eine reale Institution (eine ehemalige Schule für "schwererziehbare" Jungen, der in der mehr misshandelt als gelehrt wurde) im Rahmen eines fiktiven Settings (also mit fiktiven Charakteren) wieder aufleben lässt. Es sind die 1960-Jahre, und der junge, schwarze Elwood ist besessen von Dr. King und seinen Reden, seinem Streben nach Gerechtigkeit und Gleichheit, seinen Tugenden. Auch Elwood ist tugendhaft, ein guter Junge, dem eigentlich ein sozialer Aufstieg gelingen sollte. Doch ein wirklich unglücklicher Zufall verschlägt ihn in die bereits erwähnte Besserungsanstalt, er wird einer von ihnen, ein "Nickel Boy", eine billige Arbeitskraft, an der das sadistische "Lehr"personal sich austoben kann.
So weit, so Drama. Die Geschichte von Elwood ist wirklich sehr berührend, sein Schicksal bewegend. Er, der "gute" Junge, inmitten dieser - ja, was sind sie eigentlich, die anderen Nickel Boys? Schlechte Jungs? Wirklich? Hmmm... In erster Linie sind sie zunächst alle Opfer - der Willkür, der Brutalität, der ständigen Angst, bei irgendwas erwischt zu werden. Die Szenen, in denen die Bestrafungen beschrieben werden, sind teils sehr brutal.
Ergänzend zum Horror in der "Schule" erzählt ein alternder Elwood, wie er die Zeit nach dem Nickel erlebt hat, wie ihn das Erlebte beeinflusst hat und wie ihn die späte, in der Jetzt-Zeit des Buches (ich meine, es war 2014?) gemachte Enthüllung der vielen anonymen Jungenleichen auf dem ehemaligen Schulgelände im späten Alter dazu zwingt, sich nochmals mit diesen Schatten seiner Vergangenheit zu befassen.
Die Botschaften, die Whitehead her herüberbringt, sind kaum zu überhören: Neben der unerhörten Behandlung der Jungen, dem institutionellen Mißbrauch und Wegschauen so vieler Menschen ist es auch der Rassismus, der deutlich im Vordergrund steht: Die Rassentrennung der Gesellschaft allgemein sowie im "Nickel" im Besonderen, denn auch hier erging es den schwarzen Jungs noch eine ganze Ecke schlechter als ihren weißen Mithäftlingen. Das dritte Thema, das sich erst spät im Buch entfaltet und mich besonders angesprochen hat, ist das späte Trauma, das eine derartige Behandlung in jungen Jahren auslösen kann. Immer wieder schwappt sie bei vielen Debatten zu Mißbrauchsthemen hoch, die Frage: "Ja, aber warum haben die Opfer so lange geschwiegen?" Eine mögliche Erklärung hierzu liefert dieses Buch - zu diesem Aspekt hätte ich mir gerne noch ein paar weitere Ansätze gewünscht.
Bis hierher eigentlich eher drei Sterne, für wirklich gute Unterhaltung, die mich durchgehend interessiert hat - zum Ende hin hat Whitehead dann aber doch noch mal einen Twist ausgepackt, der das ganze Ausmaß von Schuld und Sühne nochmal so richtig aufzeigt und mir sehr gut gefallen hat. Da wurde ich dann auch emotional nochmal so richtig durchgeschüttelt, und das hat das Buch dann letztlich auf vier Sterne gehievt.
Zum Hörbuch: Torben Kessler liest sehr bedächtig, aber nicht einschläfernd - das Timbre der Stimme hat für mich gut zur Stimmung des Buches gepasst. ...more
To tell you the truth: All I wanted from this book was to tell me more about Gilead, since all we knew from book >>>Winner of the Booker-Prize 2019<<<
To tell you the truth: All I wanted from this book was to tell me more about Gilead, since all we knew from book 1 was the engaging, but rather restricted account of a handmaid. On that account, the book delivered: Thanks to Ms. Atwood's awesome choice of three very different narrators, it offers three new and fresh angles of life within and outside the borders of the totalistic regime of Gilead. Plus, to my most pleasant surprise, I was engaged in this novel from start to finish, much more than I thought I would be. It was so captivating and exciting, I used every spare moment to read (or rather, listen) on.
We follow three female narrators and their unique persepectives: First, a powerful aunt who gives insight into Gilead's first days, into her personal metamorphosis from free minded spirit to "fits the system" and into her daily life deep inside this web of power, deceit and abuse that is the base of Gilead's existance. Secondly, we follow another women inside the system, one who doesn't know the time before and who accepts Gilead's structure as normal and God-given. Thirdly, we hear a teenager from the outside, who is aware of and appalled by the injustice of Gilead's system. She's a quite bratty, slightly rebellious teen - but since she might've gotten a special treatment by her parents for reasons that become clear as the story progresses, this added up for me. The identity of the three women is also revealed as the story progresses (that one was too easy for me to figure out, but it made me even more excited), as are their connections to each other. The story picks up even more speed at some point, the epilogue ties both books together in a really nice way.
Ms. Atwood adresses various issues, some very directly, some more nuanced. Apart from all the discussions surrounding the general repression and abuse of women in Gilead, I especially liked the aspects thrown in the ring by the narrators' stories and actions. Such as: If your country is about to transform into a totalarian regime (and there are warning signs in various places, see How to Lose a Country: The 7 Steps from Democracy to Dictatorship), how would you respond? Sure, it's easy to scream protest, but what if it's too late for that? And, if you're born inside such a system and are brainwashed from day 1 (North Korea comes to mind), would you even notice the injustice, would you even know you're opressed? Because if you aren't aware of any of that, you won't start fighting against it, and those from the outside who know, should/could/must they judge you for that? And, if you see such things happening in another country, would you act on it? Or is your, say, lazy summer holiday in Turkey more important than boycotting one of that country's most important economical factors as some sort of protest? Character 1, 2 or 3, chose now, what would you do? It all got me thinking, and since the book is fast paced and easily accessible, I hope that it reaches a broader readership of people who don't usually dwell on questions like these.
As for my rating, I was torn between four and five stars, and while the story itself and the issues mentioned above alone merited a four-star-read for me, the for me really clever choice of narrators made the fifth star shine eventually. Btw: I listened to the German audio version which was well produced with three distinct narrators - I especially enjoyed Leslie Malton's part as the aunt.
Tl;dr: A most entertaining novel with thriller aspects and lots of food for thought and ideas for further discussion and/or self reflection. I love this combination and enjoyed this one throughout....more
A very moving, intimate and tragic account on all kinds of Chernobyl survivors. Svetlana Alexievich gives a voice to those who had to stay silent for A very moving, intimate and tragic account on all kinds of Chernobyl survivors. Svetlana Alexievich gives a voice to those who had to stay silent for too long: people who lost their spouse or child to the fateful catastrophe and its aftermath, people who watched others suffer and die, people who lost their home, people who returned to the "forbidden zone" because they had no other place to go. People who were shunned, misinformed, lied to; people who got sick, had miscarriages, saw, heard and experienced things others can barely imagine. All these monologues are most tragic and touching, but they deserve to be heard.
There's not much context other than these oral accounts - a few intro pages with facts and a short epilogue only. This isn't a minute-by-minute account on how the catastrophe happened. But the survivors' accounts, they tell the whole story. Or at least, they try to explain the unexplainable, the unthinkable. How they experienced it all. What happened to them - or didn't. Why people offered themselves (or had to) as "liquidators" to clean up the mess. Why people refused to believe something this bad could've had happened. Why the "Sovjet system and mindset" made it so easy to keep the true extent of the tragedy under wraps for too long. Why so many people could "fall" for such severe lies.
I read this book over the course of a few months, because I needed a breather every now and then. I remember how the tragedy was handled here, in Germany. I was ten years old when it happened, and I remember a summer of my parents and grandparents always telling me not to stay outside when it rained and never eat and fruit or plants unless they had selected and washed them for me. I also remember that I never went to the forest with my granddad to pick mushrooms anymore - which really saddened me. Looking back on all these light precautions we took, it pains me to know that those living so close or within the exposed zone had so little, if any, valid information on what was happening around them.
I also watched the highly acclaimed miniseries "Chernobyl" which is largely based on this book - many of the survivors' stories and fates have been incorporated into it one way or another. I fully recommend both this book and the miniseries, because these stories need to be told and listened to....more
Eine schier unglaubliche Geschichte, die mich - ich kann es nicht besser beschreiben - ziemlich mitgenommen hat. Im Sinne von: gepackt, abgeholt, beeiEine schier unglaubliche Geschichte, die mich - ich kann es nicht besser beschreiben - ziemlich mitgenommen hat. Im Sinne von: gepackt, abgeholt, beeindruckt. Ganz kurz umschrieben geht es vordergründig um die nahe, leider nur allzu vorstellbare Zukunft, in der Europa seine Grenzen abgeschottet hat und Millionen Menschen in Riesenflüchtlingslagern in Afrika vor sich hin vegetieren. Ohne Perspektive oder Hoffnung auf irgendwas nutzen 150.000 von ihnen die Anwesenheit eines deutschen Fernsehstars, um medienwirksam in Richtung Europa zu marschieren.
Ich hatte von Beginn an 1.000 Fragen, die sich, neben dem ganz allgemeinen wieso, weshalb, warum, so ziemlich alle mit der Logistik dieses Unterfangens beschäftigten. Und fast alle Fragen wurden im Laufe dieses Buches mehr oder weniger ausführlich beantwortet oder zumindest soweit erklärt, dass ich zufrieden war. Allein das hat mich schon sehr beeindruckt.
Das Buch wird oft als Satire beschrieben, doch das trifft es für mich nicht ganz. Auch würde ich es nicht in erster Linie als "Humor" einsortieren. Natürlich sind fast alle Charaktere sehr überspitzt gezeichnet, an der Grenze zum Albernen, und ich kann durchaus nachvollziehen, dass das vielen Lesenden auf die Nerven gegangen ist - hatte ich in anderen Büchern auch schon so. Hier nicht, aus zwei Gründen: Zum einen finde ich, als medieninteressierter Mensch, die grotesken Zeichnungen der Medienschaffenden herrlich absurd. (Allein die Gedankengänge einer Astrid von Roëll sind so verbogen, abgedreht und treffsicher neben allem, was guten Geschmack oder gesunden Menschenverstand ausmacht, dass es fast zu schön ist, um wahr zu sein - und dann surft man ein wenig auf www.topfvollgold.de und denkt sich "ach ne, geht noch schlimmer". Die Passagen der von Roëll gehören übrigens für mich auch für die am besten gelesenen Kapitel von Christoph Maria Herbst, wie er das vorträgt, ist allergrößtes Kino.)
Der zweite Grund, warum ich auch nach 300+ Seiten das gruselige Englisch und die grenzenlose Naivität von Nadeche Hackenbusch ertragen konnte: Sie ist dadurch auch ein bisschen mein "Engel im Elend" geworden, mein kleiner Lichtblick, der zum leicht genervten Augenrollen, aber eben auch leicht verschmitzen Grinsen inmitten all dieses Trübsals animiert. Denn das große Ganze, das eigentliche Thema dieses Buches, ist alles andere als lustig. Deshalb konnte ich auch nicht wirklich laut lachen, an keiner Stelle - was allerdings nicht als negative Kritik zu verstehen ist! Ein paar amüsante Running Gags haben mir durchaus Freude bereitet (die Ergüsse der von Roëll, oder die "eigentlich zuverlässige Anke"...), aber "Lol"? Dafür war es mir zu ernst, zu "real", zu bedrohlich, zu "wie soll das ausgehen"? Dafür brauchte ich Nerv-Nadeche und Co., zur Auflockerung von meinen düsteren Gedanken, die diese Thematik, diese Idee, diese Beschreibung in mir ausgelöst hat. So gesehen empfand ich das absurd-alberne hier sehr willkommen.
Oben habe ich geschrieben, dass es vordergründig um den Zug geht. Der Zug als Symbol für Menschen, die so wenig Perspektiven haben, dass sie sich auf dieses schier unmögliche Unterfangen einlassen. Und wie gehen wir, die reichen Nationen damit um, außer, es als TV-Highlight des Jahres zu begaffen und gaaanz viele Werbeeinnahmen zu generieren? Ja, hier wird ein ganz großer Spiegel aufgefahren. Hier wird die Flüchtlingspolitik zynisch-böse kommentiert. Der kluge Innenminister Leubl bringt es auf den Punkt, wenn er (in etwa) sagt: Die Flüchtlinge kommen, und sie werden das Land verändern, so oder so. Entweder, weil sie dann irgendwann da sind, oder, weil die durch den Treck noch mehr erstarkten Rechten sie irgendwie daran hindern. Der Zug wird Deutschland also auf jeden Fall zu einem anderen Land machen, die Frage ist nur, zu welchem... Das hat gesessen. Wie auch einige der großen Plotpoints [achtung inhaltlicher SPOILER: (view spoiler)[Die Art, wie der Tod von Leubl "übermittelt" wurde, über die Gedanken seiner Frau zum Mittagessen, hat mich echt umgehauen, das war, wow, das hat mich echt fertig gemacht. (hide spoiler)]] und natürlich das Ende.
Ein sehr beeindruckendes, kluges, goteskes, aber auch böses und zynisches Buch, das mich sehr nachdenklich gemacht hat, nicht zuletzt, weil es so real scheint. In Er ist wieder da hat Timur Vermes 2012 durchgesponnen, wie "leicht" ein wiederauferstandener Hitler in der heutigen Zeit erneut aufsteigen könnte. 2012 schien das noch sehr überspitzt und grotesk, wie schnell er Medien und Menschen für sich gewinnen konnte. 2018 schaue ich mir rechte Politiker und Parteien und die mediale Aufmerksamkeit, die sie erhalten, an, und es schüttelt mich. Und jetzt dieses Buch, auch wieder so nah dran, so "was wäre wenn...". Schauen wir mal, was die nächsten fünf Jahre passiert und treffen uns dann hier wieder. Mir ist jetzt schon ein bisschen mulmig.
Um mit positiven Vibes zu enden: Christoph Maria Herbst, yeah! Super gelesen, und da war einiges gefordert: Sehr viele Sprechrollen, Stimmungen, Dialekte. Und er hat sie alle gut geliefert, das war eine Freude, da zuzuhören....more
A wonderful read. It's an epic family tale, starting with two sisters torn apart. During the course of the novel, we get to know them and their descenA wonderful read. It's an epic family tale, starting with two sisters torn apart. During the course of the novel, we get to know them and their descendants for the following seven generations. It all starts in West Africa, Ghana, at the end of the 18th century. One sister becomes a slave trader's wife and stays in Africa - the fates of her offspring basically recount the story of the country and its people until present day. The second sister gets sold into slavery and shipped to America, so the fates of her offspring recount the story of African Americans.
Most of the "US part" is quite well known - slavery, secession, abolitionism, Jim Crow, the Harlem renaissance, the civil rights movement and so on, which made the "African chapters", dealing with Ghana's conolization, the resulting wars and outcomes, even more interesting and thus powerful to me. However, both parts were very engaging and wonderful to read, for they all offer unique glimpses in the characters fates shaped by time, politics, race, love, hate, fear and relationships. The themes are very varied and each tell a story of their own.
Some of the stories would very well work as a short story on their own, and there are quite some chapters I would've loved to be longer (each chapter is only about 20-30 pages long before a new character and setting is introduced). And yet, this is more than "just" a collection of stories, for all stories are connected, not only by some former protagonist still being around in a later chapter, but also by themes and motives (home, heritage, family, water, fire). I really enjoyed that. The structure of various voices connected by theme reminded me of a tighter, more realistic and more family-driven version of my beloved Cloud Atlas (minus the "second arc").
For me, this was the perfect nighttime reading: One perfectly timed chapter in bed before I fall asleep (plus one for lunch break, for I had to read more). Also, it made me crave food I don't even know - I already checked out a recipe for Banku....more
This isn't an easy read due to its topic. It's a collection of ten different fates, united by the Chinese law and tradition concerning on "how to dealThis isn't an easy read due to its topic. It's a collection of ten different fates, united by the Chinese law and tradition concerning on "how to deal" with female offspring. In a nutshell: a fatal combination of China's one-child-policy, a patriarchal system, a more or less non-existent sex ed system and old beliefs result in the killing of female babies or, if they're "lucky", abandoning then on their own and/or giving them away to an orphanage (which still isn't a safe fate, since most of them, at least those described in the book, are barely equipped to accommodate babies).
The stories mostly center about women who had to give their babies away (or murder them) due to the reasons mentioned above - especially in the very poor, rural areas of China this seems to be common practice, since women are accepted as wife only if they bear a son. Or, in some areas, killing a (more or less worthless) baby girl is believed to prevent a natural disaster. The book tells the grievings and longing of these mothers, as well as the stories of some of those daughters who survived and where lucky enough to find a new home within a (mostly Western) family who adopted them. The questions of why their mothers gave them away and coming to terms with one's identity is another central question of this book.
The topic is gruesome, the fates of these mothers and their babies are haunting, and I can't even begin to understand how such terrible customs can still exist in these days and times. Reading this opened my eyes for sure - it made me feel helpless and angry. It's an emotional read, but it's not over-emotional. The author's ever so slight distance (whether it's because of cultural speaking/writing boundaries or the translation) gave those stories the realistic shade they needed, yet the emotions of the mothers and daughters shone through well enough.
All I can say is: If you're seriously considering adoption, please read this book....more
What a wonderful book. It gave me so many feelingETA: [Dieses Buch haben wir auch im Papierstau Podcast besprochen (Folge 102: Burning H(e)art)] /ETA
What a wonderful book. It gave me so many feelings, thanks to all of these interesting, flawed, various characters who drove home so many storylines. I loved the writing, the moral issues, the food for thought. The clear and vivid pictures it gave me - it really played out like a movie in my head, the kind of movie I never want to end.
What kind of book is this? In some ways, a family drama: focused on families, (various kinds of) parents-children bonds or, even more specific, mother/daughter relationships. But it's not for mothers or women specifically. In other ways, it's a mystery, but not the thrilling, spooky, cliffhanger-y type. It's more of a slow burner, it connects the dots one by one, but it (thankfully) doesn't drag it out any longer then necessary (besides, the next moment full of mysterious/uneasy tension is already lurking behind the corner and you know it). In yet another way, this is a book about social (in)justice between those who have and those who don't, about racism, about privilege - and about moral and ethics on a larger scale. It's also about dreams being fulfilled and getting crushed. It's about being trapped, sometimes while still being free, sometimes without even realising it. It's about what's "right" and what's "wrong" and why is any of that? Such as:
"But the problem with rules, he reflected, was that they implied a right way and a wrong way to do things. When, in fact, most of the time there were simply ways, none of them quite wrong or quite right, and nothing to tell you for sure which side of the line you stood on."
That sums it up quite well - the feeling I had constantly during reading. This book made me question a lot of things. The omniscient narration was extremely well executed - it gave me all the facts, all the info, all the behind-the-scenes of every scene. Yet, it never judged or took sides. I can't say I totally loved or absolutely despised a certain character only. I prefered some to others, but they all had their moments, good and bad. Plus, I loved to read about all of them. For me, there wasn't a slow passage in this book. No filler chapter, page, not even a paragraph. I loved every single moment of reading this character driven, wonderfully written novel. I can't wait to read more of Ng.
The setting of this book was one of the main reasons I got interested: I'd read about the planned community of Shaker Heights before and was curious to see how it might "play out" in a novel. Basically, the city is some kind of character, too - or at least it shapes it inhabitants (just what I'd hoped for). The fact that Ng has spent most of her childhood and teenage years in Shaker Heights - during the time frame this book is set in (late 90s), no less - gives this an extra level of realism and authenticity I loved.
Finally, extra bonus for the tons of 90's pop culture references. Those were my teenage years, too, aw....more