Die Autorin gehört in ihrer Heimat Peru zur indigenen Bevölkerung, ist aber gleichzeitig Nachfahrin des europäischen raubenden Eroberers Charles WieneDie Autorin gehört in ihrer Heimat Peru zur indigenen Bevölkerung, ist aber gleichzeitig Nachfahrin des europäischen raubenden Eroberers Charles Wiener. Diesen inneren Konflikt stellt sie in diesem autofiktionalem Roman neben ihren familiären Background (ihr Vater führte ein Doppelleben in zwei Familien) und ihre eigene polyamouröse Ehe/Beziehung. Klingt verheißungsvoll, spannend und sexy, ist aber leider langweilig und wenig zielführend.
Was für ein wahnsinniges Beziehungsgeflecht, das Naoise Dolan hier in Sechs Akten auf dem Weg zur Ehe ausbreitet. Das ist sehr gegenwärtig, sehr vielsWas für ein wahnsinniges Beziehungsgeflecht, das Naoise Dolan hier in Sechs Akten auf dem Weg zur Ehe ausbreitet. Das ist sehr gegenwärtig, sehr vielschichtig und sehr queer - und macht obendrein sehr viel Spaß.
Dass Deniz Ohde schreiben kann, stellt sie nach ihrem Debüt Streulicht auch mit diesem Roman erneut unter Beweis. Sprachlich ist das sehr anspruchsvolDass Deniz Ohde schreiben kann, stellt sie nach ihrem Debüt Streulicht auch mit diesem Roman erneut unter Beweis. Sprachlich ist das sehr anspruchsvoll, auch die Charakterzeichnung überzeugt und die Auswirkungen toxischer Männlichkeit sind überzeugend dargestellt. Kleines Manko: Mir waren es letztlich etwas zu viele Themen bzw. Facetten der Gewalt, ein bisschen weniger wäre mehr gewesen, so wirkt es unterm Strich unnötig überladen.
Ich bin mit diesem Buch leider nicht so richtig warm geworden. Es wollte ziemlich viel und ist dabei ein paar Mal gestolpert - sowohl in der PlotlogikIch bin mit diesem Buch leider nicht so richtig warm geworden. Es wollte ziemlich viel und ist dabei ein paar Mal gestolpert - sowohl in der Plotlogik als auch beim Vermengen der zahlreichen Themen. Ein ganz subjektiver Minuspunkt war für mich auch Protagonist Philipp - nicht, dass ich sympathische Charaktere brauche, im Gegenteil, aber er ihn konnte ich kaum ertragen. Nichtdestotrotz durchgehend solide Spannung auf der Erzählebene mit konsequentem Ende.
Dieses Büchlein bietet Betrachtungen zu Beziehungen und deren Ende anhand diverser Beispiele aus dem Liebesleben der Protagonistin. Das ist reflektierDieses Büchlein bietet Betrachtungen zu Beziehungen und deren Ende anhand diverser Beispiele aus dem Liebesleben der Protagonistin. Das ist reflektiert, amüsant, sehr schlau und absolut charmant erzählt.
Wer hat wann beschlossen, dass das Patriarchat der heiße Scheiß für die Menschheit ist und aus welchen Gründen? Biologisch? Evolutionäre? Religiös? AnWer hat wann beschlossen, dass das Patriarchat der heiße Scheiß für die Menschheit ist und aus welchen Gründen? Biologisch? Evolutionäre? Religiös? Angela Saini geht in acht Kapiteln auf umfangreiche, interdisziplinäre Spurensuche und fächert diverse Argumentationsketten auf, die am Ende alle auf "Mann stark, Frau schwach" (oder Varianten) zulaufen. Recht faktenbasiert und ohne ganz großen roten Faden, aber der Gesamtüberblick, der hier anhand verschiedener kleinerer Abhandlungen offeriert wird, hat mir gut gefallen.
Ein Debüt über eine Teenagerliebe zwischen Carla und Louis mit tragischem Ende - beide treffen sich ca. 15 Jahre später wieder, was erneut zu dramatisEin Debüt über eine Teenagerliebe zwischen Carla und Louis mit tragischem Ende - beide treffen sich ca. 15 Jahre später wieder, was erneut zu dramatischen Verwicklungen und Verwerfungen führt. Dieses Buch geht dahin, wo es weh tut, kaum ein Charakter ist ist tadellos. Wir haben es hier also mit der guten Art von verstörender Lektüre zu tun. Tipp: Der Klappentext ist mMn voller Spoiler, die die volle Wucht dieses starken Debüts etwas abfedern, solltet ihr hieran Interesse haben, lest einfach so los.
Ein ruhiger, anspruchsvoller Roman über das Ende einer großen, langen Liebe - realistisch und ohne Kitsch. Ja, das geht, und Julia Schoch zeigt, wie. Ein ruhiger, anspruchsvoller Roman über das Ende einer großen, langen Liebe - realistisch und ohne Kitsch. Ja, das geht, und Julia Schoch zeigt, wie. Das Buch ist zweiter Teil der "Biographie einer Frau" der Autorin, kann aber problemlos als Stand Alone gelesen und gemocht werden.
Ein bedrückendes, ungeschöntes Frühwerk der von mir sehr verehrten Sofi Oksanen - noch nicht ganz so ausgefeilt wie ihre richtig starken späteren WerkEin bedrückendes, ungeschöntes Frühwerk der von mir sehr verehrten Sofi Oksanen - noch nicht ganz so ausgefeilt wie ihre richtig starken späteren Werke (lest Hundepark!), aber die grundsätzliche Anlage ist schon erkennbar. Schwere Themen: Depressionen, toxische Beziehungen und mehr im queeren Spektrum.
Hier erzählen drei schwule Männer von Liebe, Scham und Ausnutzung, von Verlust, Trauer und Neuanfang, von Rassismus, Homophobie und Gentrifizierung. UHier erzählen drei schwule Männer von Liebe, Scham und Ausnutzung, von Verlust, Trauer und Neuanfang, von Rassismus, Homophobie und Gentrifizierung. Und noch viel mehr. Das ist wichtig und auch nicht schlecht, bleibt unterm Strich aber doch zu harmlos, um mich stärker zu begeistern. Ein solider Washington!
Mehr zum Buch in unserer ausführlichen Besprechung @ Papierstau Podcast: #285...more
Norwegen in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der unvergleichliche Orgasmen als Dienstleistung angeboten werden, unter anderem von der ProtagonistiNorwegen in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der unvergleichliche Orgasmen als Dienstleistung angeboten werden, unter anderem von der Protagonistin und ihrem Mann. Ja, Sex ist hier das treibende Thema, und das wirklich klug und differenziert (Trauma, Gender, Gesellschaft, Politik). Liest sich nicht nur schnell durch, sondern entwickelt (bis auf kleine Schwächen im Pacing im Mittelteil), einen tollen Lesesog.
Mehr zum Buch in unseren ausführlichen Besprechungen @ Papierstau Podcast: Folge 266: Oh Boy!...more
Beeindruckend, wie Tom Crewe hier auf Basis historischer Fakten eine sehr stimmige alternative Geschichte aus dem viktorianischen England erzählt, undBeeindruckend, wie Tom Crewe hier auf Basis historischer Fakten eine sehr stimmige alternative Geschichte aus dem viktorianischen England erzählt, und zwar die von zwei Männern, die in ihrer restriktiven Gesellschaft frei leben und lieben wollen. John (heimlich schwul) will sich endlich zu seinem Liebhaber unter Stand bekennen und setzt seiner (Schein-)Gattin immer mehr zu; Henry wagt seinen Kink nicht mal zu verbalisieren (und ist auch sonst recht still), will aber mit seiner (heimlich lesbischen) Frau neue Beziehungsmodelle salonfähig machen. Inhaltlich also top, für mich hätte es aber insgesamt etwas flotter (und auf rund 100 Seiten weniger) erzählt werden können.
Mehr zum Buch in unserer ausführlichen Besprechung @ Papierstau Podcast: #282...more
Das hat Spaß gemacht (und Hunger) - eine junge Frau, die schwanger ist und viel zu schnell erwachsen werden muss, aber gar nicht weiß, wohin mit sich.Das hat Spaß gemacht (und Hunger) - eine junge Frau, die schwanger ist und viel zu schnell erwachsen werden muss, aber gar nicht weiß, wohin mit sich. Die übertrieben fürsorgliche Familie macht es nicht leichter. Dann kommt eine Pizzabestellung, die alles verändert. Klingt banal, wird von Jean Kyoung Frazier aber mit viel Witz, Charme und Intelligenz erzählt.
Was für ein Glück: Ich hatte richtig Bock auf diesETA: [Dieses Buch haben wir auch im Papierstau Podcast besprochen (Folge 103: Wir haben Bock)] /ETA
Was für ein Glück: Ich hatte richtig Bock auf dieses Buch - und Katja Lewina erfreulicherweise auch.
In ihrer unnachahmlichen direkten, kompromisslosen aber stets unterhaltsamen Art stellt die Autorin allgemeine Überblicke und ganz persönliche Ansichten zum Thema "Frauen und Sex" vor - eine überarbeitete und aktualisierte Sammlung von Kolumnen quasi.
Die Bandbreite deckt so ziemlich alles ab: Angefangen bei einer Vorstellung ihrer Person und einer allgemeinen Nomenklatur (wo die "Das ist pfui"-Erziehung dauerprägend wird: "Scham"lippen, anyone?) geht es um Pornos, Orgasmen, Sexarbeiter*innen, verschiedenste sexuelle Spielarten, Sexismus, Masturbation undundund. Weil: Das alles sind Themen, die auch (viele) Frauen interessieren, und so werden sie einmal aus weiblicher Sicht durchleuchtet und dargestellt - Männer, die jüngst in der Kurzshow "Männerwelten" vielleicht erstmals eine weibliche Perspektive eingenommen haben und mehr erfahren möchten, werden hier auf jeder Seite fündig.
Trotz der teils sehr ernsten Thematik bleibt das Buch durchgängig unterhaltsam und gut lesbar. Dies liegt vor allem an der Autorin, deren ganz eigener, sehr direkter Stil keine Fragen offen lässt. Doch das Ganze wird nie anstrengend, denn zum einen ist Katja Lewina selbst sehr offen, auch mit sich, ihren eigenen Erfahrungen und Ansichten - da diese in einigen Fällen nicht der "Norm" entsprechen, hat sie auch schon einiges an Mist einstecken müssen (uiuiui, offene Ehe, uiuiui!). Ihre Nahbarkeit machte sie für mich jedenfalls sehr authentisch, das hat mir gut gefallen. Zum anderen predigt sie nicht:
Deshalb geht es hier weder um Richtig und Falsch und Handlungsanweisungen, und Vollständigkeit reklamiere ich erst recht nicht für mich. [...] Was ich offeriere, sind Handlungsoptionen, die es sich lohnt zu kennen. That's it."
Zwar habe ich hier inhaltlich nicht viel Neues erfahren, und bin in einigen wenigen Punkten nicht ganz bei der Autorin gewesen. Áber das machte überhaupt nichts. Aufgrund der tollen und nahbaren Schreibe der Autorin, die nie belehrend herüberkam, ist dies ein wirklich empfehlenswertes Buch, und sei es "nur", um die eigenen Standpunkte mal wieder zu checken - dann bitte so unterhaltsam wie hier!...more
Viele interessante Gedankengänge und Sichtweisen, die Licht in die teils komplizierten Eltern-Kind-Verhältnisse bringen. Mit hat es einiges klarer gemViele interessante Gedankengänge und Sichtweisen, die Licht in die teils komplizierten Eltern-Kind-Verhältnisse bringen. Mit hat es einiges klarer gemacht. Allerdings wirkt das Ganze eine Spur zu philosophisch auf mich, an der ein oder anderen Stelle hätte es durchaus noch etwas konkreter werden können. Auf jeden Fall, trotz der Thematik, ein sehr harmonisches Buch, bei dem die eigene Lebensfreude im Mittelpunkt steht und das auch aufzeigt, wie man mit "komplizierten" Verhältnissen Frieden schließen kann. ...more
The German title (when men stonewall/stall) is a tad misleading. I'd hoped for more insight and advice on how to deal with men who prefer moping and sThe German title (when men stonewall/stall) is a tad misleading. I'd hoped for more insight and advice on how to deal with men who prefer moping and stalling during an argument, which isn't easy for unpatient me to deal with ;) But this book focuses first and foremost on the passive agressive man in general, how he acts and maniputales others (in private, social and professional life), what might be the reason for it, what could be done for those having to deal with him and so on. It was a super interesting read and a deep and gripping insight into this topic, no doubt about it. It just wasn't what I was looking for....more
Ein tolles Werk, das so ziemlich alles erfüllt, was ich von einem guten Sachbuch erwarte. Sehr sympathisch und unterhaltsam zu lesen, viele Punkte, diEin tolles Werk, das so ziemlich alles erfüllt, was ich von einem guten Sachbuch erwarte. Sehr sympathisch und unterhaltsam zu lesen, viele Punkte, die zum Nachdenken anregen, was nicht zuletzt an den zahlreichen "Aha-Momenten" liegt.
Worum geht es? Eigentlich darum, wie Frau Stokowski zur Feministin wurde: Anhand ihrer eigenen Lebensgeschichte, angefangen bei der Kindheit, über die Teenager-Jahre und Studium bis hin zum "Erwachsen sein", schildet die Autorin ihre ganz persönliche und gleichzeitig mit Fakten unterfütterte Geschichte vom Heranwachsenen eines selbstständig, philosophisch denkenden Individuums, das nach und nach Missstände, vor allem sexisitischer Natur, der Gesellschaft erkennt und diese schließlich anprangert.
Wow, das klingt groß und sperrig. Ist aber wirklich toll, nachvollziehbar und, wie bereits erwähnt, sehr sympathisch erzählt. Dass mir der "Ton" von Frau Stokowski gefällt, wusste ich schon aus ihren Kolumnen - dass sie auch über eine längere Strecke gut erzählen kann, hat sie hier nun auch unter Beweis gestellt.
Das Buch hat mich besonders angesprochen, da ich mich an vielen Stellen wiedererkannt und verstanden gefühlt habe: Sei es durch ähnlich erlebte Situationen/Momente, sei es durch ähnliche Handlungs- und Denkweisen. Allgemein fällt mir kein wirklich bedeutender Punkt ein, an dem ich der Autorin nicht zustimme. Auch die Mischung aus persönlichen Erlebnissen und allgemeiner Einordnung dieser hat mir sehr gut gefallen, wobei mich die besonders schlimmen Erlebnisse auch sehr berührt haben.
Ein rundum tolles Leseerlebnis, nicht nur für Frauen, sondern für alle Menschen, die sich mit dieser Thematik (Feminsmus, Seximus, Gleichberechtigung und -behandlung) auseinandersetzen oder vielleicht einfach nur mal mehr darüber erfahren möchten. Hier gibt es einen klugen, sehr unterhaltsamen Einstieg mit viel Inspiration zu weiterführenden Themen, neuen Sichtweisen und Denkanstößen. Und das ohne erhobenen Zeigefinger. Absolute Leseempfehlung! Mein Partner möchte das Buch nun auch lesen - ich freue mich schon jetzt auf die anregenden Gespräche, die wir dann darüber führen werden....more