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Die Zeit der Verluste

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Nichts möchten wir lieber ausblenden als die Unbeständigkeit der Welt. Dennoch werden wir immer wieder damit konfrontiert. Wie gehen wir um mit dem Bewusstsein, dass etwas unwiederbringlich verloren ist? In seinem neuen Essay nimmt Daniel Schreiber so hellsichtig und wahrhaftig, wie nur er es kann, eine zentrale menschliche Erfahrung in den Blick, die unsere Gegenwart maßgeblich prägt und uns wie kaum eine andere an unsere Grenzen bringt: den Verlust von Gewissheiten und lange unumstößlich wirkenden Sicherheiten. Ausgehend von der persönlichen Erfahrung des Tods seines Vaters erzählt Daniel Schreiber von einem Tag im nebelumhüllten Venedig und analysiert dabei unsere private und gesellschaftliche Fähigkeit zu trauern - und sucht nach Wegen, mit einem Gefühl umzugehen, das uns oft überfordert.

128 pages, Hardcover

First published November 20, 2023

About the author

Daniel Schreiber

43 books138 followers
Daniel Schreiber, geboren 1977, ist als Kunstkritiker für verschiedene internationale Zeitungen und Magazine tätig. Er ist Autor der Susan-Sontag-Biografie 'Geist und Glamour' (2007) sowie der hochgelobten Essays Nüchtern (2014), Zuhause (2017) und des Bestsellers Allein (2021). Er lebt in Berlin.

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Community Reviews

5 stars
143 (25%)
4 stars
232 (40%)
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146 (25%)
2 stars
40 (7%)
1 star
7 (1%)
Displaying 1 - 30 of 54 reviews
Profile Image for Ninia LaGrande.
43 reviews66 followers
January 3, 2024
An einem ruhigen Tag auf der Couch durchgelesen, wie jedes Essay von Schreiber, dessen Gedanken und Worte ich unfassbar schätze und die immer neue Pflänzchen in mir sprießen lassen.
Profile Image for Elena.
887 reviews341 followers
December 6, 2023
In seinem neuen Essay "Die Zeit der Verluste" nähert sich Daniel Schreiber dem Gefühl Trauer auf verschiedenen Ebenen an: Trauer über persönliche Verluste, wie in seinem Fall den Tod seines Vaters, aber auch Trauer über den Verlust eines Zustands der Welt, an dem man gerne festgehalten hätte, dem Verlust der Stabilität, von Gewissheiten und Sicherheiten - gerade letzteres Gefühl kennen wir in Zeiten von Klimakrise und Kriegen wohl alle nur zu gut. Seine mäandernden Gedanken verbindet er mit einem nebligen Tag in Venedig zwischen Winter und Frühling, ein sehr passender Schauplatz für Verlustgefühle, steht die Stadt Venedig doch auch immer auf der Schwelle zum Untergang und bewegt zugleich durch ihre Schönheit.

Während mich Schreibers Gedanken zu seinem Vater und dem Umgang mit Trauer über den Verlust eines so nahestehenden Menschen sehr berührt haben, blieben seine Überlegungen zum Weltgeschehen hingegen für mich seltsam oberflächlich, sie muten in meinen Augen etwas wie eine Aufzählung an, es wird viel angesprochen, aber wenige Themen erhalten Tiefe, was ich schade finde. Mehr Raum nehmen die Aktivitäten des Autors an seinem Tag in Venedig ein, was auf mich entschleunigend wirkte. Ich würde "Die Zeit der Verluste" vor allem Menschen empfehlen, die Kraft in Form von klugen Worten in eigenen, persönlichen Trauerphasen suchen.
Profile Image for Great-O-Khan.
306 reviews101 followers
August 26, 2024
Daniel Schreiber hat sich mit seinen persönlichen Essays eine sehr eigene publizistische Welt erschaffen. Auch "Die Zeit der Verluste" folgt der bekannten Form. Ausgehend von dem Verlust seines Vaters durch den Krebstod erforscht Schreiber verschiedene Formen von Verlusten. "Verluste haben die Tendenz, sich zu akkumulieren." Venedig ist ein zentraler Handlungsort in "Die Zeit der Verluste". Auch das wunderbare Venedig-Buch "Ufer der Verlorenen" vom Literaturnobelpreisträger Joseph Brodsky kommt vor. "Die Zeit der Verluste" ist das fünfte Buch von Daniel Schreiber, das ich gelesen habe. Bisher hat mir jedes Buch von ihm gefallen. Da ist etwas in seinem Schreiben, das mich packt. Manchmal ist es der große Bogen seines Themas, manchmal sind es einzelne Elemente, wie hier beispielsweise das Brodsky-Buch. Manchmal kommt auch beides zusammen. Dann ist es für mich ein besonders gelungenes Buch. Das ist bei "Die Zeit der Verluste" der Fall. Es ist ein schmerzhaftes Thema, das Schreiber verarbeitet, aber er tut es auf eine Weise, die glücklich macht.
Profile Image for Inga M..
22 reviews3 followers
December 12, 2023
Daniel Schreiber hat einen tollen Schreibstil, in seinem Essay ging es mir jedoch zu viel um die Stadt Venedig und zu wenig um das Thema Verlust an sich. Auch konnte ich mit einigen Gedanken zum Thema Tod wenig anfangen. Wichtig ist das Buch dennoch, da es das Thema Tod und Trauer bearbeitet und dies immer noch abseits der Gesellschaft steht.
Profile Image for slava.
35 reviews3 followers
January 25, 2024
Jongliert mit vielen Themen, platziert in diesen 100 Seiten alles mögliche: Venedig, seine Sucht nach Nikotin, wie busy er ist, seine Zeit in Manhatten, irgendwelche Gemälde und die große tragische Weltlage. Begleitet mit Trauerfällen und Landschaftsbeschreibungen.

Menschen die sich dafür interessieren, wie andere Menschen trauern und 1-2 schöne Sätze lesen wollen, ist es das perfekte Buch.. für mich war‘s stellenweise zu anstrengend
Profile Image for laleliest.
350 reviews62 followers
November 26, 2023
In seinem neuesten Essay verarbeitet Daniel Schreiber den Tod seines Vaters und den Umgang mit Trauer. Dabei beruft er sich auf andere literarische Vorbilder und versucht, Lösungsansätze und Umgangsformen mit diesem Thema zu finden.

Schon oft habe ich die vielen Lobeshymnen zu seinen Büchern wie „Nüchtern“ oder „Zuhause“ gelesen ohne selbst jemals ein Buch von ihm in der Hand gehabt zu haben. Beim Lesen des ersten Teils wusste ich aber direkt, dass ich wohl einiges nachzuholen habe. Daniel Schreiber kann sich sehr gut ausdrücken und wunderbar mit Worten umgehen. Ich war mehr als einmal gerührt von den Vergleichen und seinen Erlebnissen. Gleichzeitig habe ich das Buch traurig beendet, so viele Szenarien im Kopf gehabt, die man am liebsten gleich wieder vergessen möchte. Ich glaube, seine Worte treffen genau dahin, wo sie gebraucht werden. Deswegen kann ich das Buch wärmstens empfehlen und werde mich jetzt mal an die anderen Bücher von ihm wagen 🩷
Profile Image for 1aura1ynn.
164 reviews3 followers
June 16, 2024
ein wunderschöner literarischer essay, der so anmutig ist, wie ich es sonst nur von den späteren werken von schirachs kenne. allerdings mit so einer magischen sanftheit, dass ich daniel schreiber ungern vergleichen mag. auf viele weitere lektüren seiner bücher!
Profile Image for Laura.
31 reviews1 follower
December 14, 2023
4,5/5
Schön geschrieben und beschreibt das Gefühl von Trauer und Verlust im persönlichen Leben aber auch in Bezug auf Gesellschaft&Umwelt für mich relativ passend
Profile Image for gelesenvonlea.
38 reviews2 followers
February 1, 2024
Puuuh. Viel drüber gehört, mich richtig drauf gefreut und dann doch enttäuscht.
Meine Erwartung: ein Buch über die persönliche Erfahrung mit dem Tod und Verlusten.
Die Passagen wo es über den Verlust und Tod des Vaters ging, haben mich auch genau da abgeholt. Mich berührt und konnte eigene Erfahrungen mit Tod und Verlust wiederfinden.

Aber auf den 125 Seiten die das Buch nur hat, dann auch noch im Stil eines Romans sämtliche Räume in Venedig zu beschreiben. Politische Ebenen und Klimawandel unterbringen und akademische Texte zu zitierten, hat mich zwischendurch nur noch genervt. Ist es ein Buch über eine persönliche Erfahrung von Verlust? Eine wissenschaftliche Analyse von Trauer? Ein Roman über Venedig? Oder eine Politische Analyse zum Umgang mit Krisen?

Genau diese Klarheit hat mir gefehlt und diese Sprünge zwischen genau diesen ganzen Themen, waren einfach nur anstrengend.

Schade, wirklich schade. Die persönlichen Beschreibungen waren so stark und voller Potential. Da hätte es eine „Meta-Ebene oder gesellschaftliche Rahmung“ nicht gebraucht. Wirkte gezwungen …
This entire review has been hidden because of spoilers.
12 reviews
March 11, 2024
Hmmm 2,5-3⭐️ Obwohl mir Daniel Schreibers Bücher bisher immer sehr gut gefallen haben, habe ich mich mit diesem irgendwie schwer getan. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich selbst bisher keine Erfahrungen mit Verlusten durch den Tod gemacht habe und mir die Thematik des Buches deshalb ferner liegt als bei „Zuhause“ und „Allein“, aber irgendwie wusste ich nicht so richtig, was Schreiber mit dem Buch sagen will. Bisher fand ich Schreibers Bücher immer sehr eindringlich und habe bewundert, wie er komplexe emotionale Zustände so poetisch, aber auf wenige Zeilen beschränkt auf den Punkt bringt - bei diesem Buch gab es aber leider nur wenige Stellen, die mich wirklich gepackt haben.
Profile Image for Tobias.
23 reviews7 followers
February 2, 2024
Ein kleines Buch darüber wie Trauer über persönliche und kollektive Verluste das Leben durchdringen und auf den Kopf stellen kann. Erinnern heißt auch immer mit Gespenstern zu leben. Das ist gleichermaßen schmerzhaft wie tröstend.
Profile Image for janasbuecherwelt.
263 reviews17 followers
Read
December 14, 2023
Rezension zu "Die Zeit der Verluste" von Daniel Schreiber.

"Die Zeit der Verluste" ist mein erstes Essay des Autors. Habe vielleicht durch viele frühere Rezensionen hohe Erwartungen an dieses hier gehabt. Vielleicht zu hohe? Nein! Überhaupt nicht, dieses Essay berührt, regt zum Nachdenken an und lässt vieles Fühlen.
Der Schreibstil ist locker, aber nicht zu locker, genau richtig für die schonungslose Thematik.

Von mir gibts eine Leseempfehlung!

Buchdetails: erschienen am 20.11.2023 im Hanser Berlin Verlag - gelesen als eBook - 144 Seiten - 22,00 € (Hardcover), 16,99 € (eBook)
Profile Image for Sascha.
15 reviews
December 28, 2023
Schreiber nimmt die Lesenden ganz entspannt, kurzweilig und doch nachdenklich ernst mit nach Venedig. Seine Beobachtungen und eigene Erfahrungen führen nachvollziehbar, vielseitig und mitfühlsam in und um das Thema "Verlust" herum. Der Verlust, der uns allen eine Erfahrung ist - wie auch immer er aussieht.
Profile Image for Patricia.
33 reviews
December 26, 2023
Ich finde den Essay erstmal sehr berührend da die Einblicke in die ehrliche persönliche Trauer schön, konfus und manchmal verwirrend geschrieben sind, was es sehr realistisch macht.
Trotzdem holt mich das Buch mit den für mich komischen Ausflügen in eine Meta Ebene überhaupt nicht ab. Hier bleibt es oberflächlich und sehr kühl - kann sicher ein Stilmittel sein, meines war es nicht.
20 reviews
December 13, 2023
Reflexionen und Assoziation Daniel Schreibers. Beschreibungen dessen, was er tut, was er sieht, wen er trifft, was die Person tut, die er trifft, worüber sie sprechen, dass er sich eine Zigarette ansteckt, Yoga und das Licht ausmacht. Seitenlange Beschreibungen seiner Umgebung (er befindet sich zu dieser Zeit in Venedig). Rückblenden, Erinnerungen und die Beschreibung der Trauer um den Verlust seines Vaters. Mich hat das Buch wenig berührt. Ich habe Mitgefühl mit ihm wegen seines Verlustes, da scheint der Autor nahbar. Der Text schien mir trotzdem mehr Kopf- als Herzsache. Ein sympathischer Autor aber für mich stellt sich keine Nähe her, etwas fehlt.

Aufgabe eines Schreibkurses: du bist in Venedig. Beschreibe was du dort tust und im besonderen die Stadt und ihre Eigenheiten. Flechte ihre Geschichte mit ein, assoziiere mit deiner Geschichte. Sinniere über das Weltgeschehen und verknüpfe deinen Text mit Werken anderer Autor*innen und Kunstschaffender. Check.

Irgendwie ein Text eines privilegieren Europäers, der von Italien und in seinen Erinnerungen schwelgt. Schade. Sein Buch „Allein“ hat mir gut gefallen.
73 reviews
November 24, 2023
Intensives Essay über Veränderungen;
In diesem Essay beschäftigt sich der Autor mit dem Tod seines Vaters eineinhalb Jahre vor der Erzählzeit, während er sich selber in Venedig aufhält und die versinkende Stadt, Erlebnisse, Menschen und Erinnerungen Anknüpfungspunkte für das Thema Trauer im Allgemeinen und im speziellen Fall des Vaters werden. Dessen Lebensweg wird nebenbei ebenfalls geschildert, nicht chronologisch, weshalb ich mir aufgrund der vielen Erzählschichten eine etwas linearere Erzählung gewünscht hätte. Nichtsdestotrotz ist es ein bestechendes Buch mit vielen intelligenten, tiefsinnigen Gedanken über Trauer und Veränderungen, gespickt mit vielen Zitaten aus den unterschiedlichsten Disziplinen, die das Thema auf den Punkt bringen und durch die vielen verschiedenen Sichtweisen für mich durchaus neue Ideen hervorbrachten, aber auch Erfahrungen bestätigten. Den Schreibstil fand ich bestechend schön, die Wortwahl ist ausgesucht ohne übertrieben zu sein. Am Ende gibt es noch einen Anhang mit Anmerkungen und Literaturverzeichnis, so wie man es klassisch von einem Essay erwartet. Dies war mein erstes Buch von Daniel Schreiber, aber sicher nicht das letzte.
Profile Image for Karosreads.
39 reviews2 followers
January 8, 2024
2.5 ⭐️
Eine gute Freundin hatte mir das Buch empfohlen, immer Wieder drüber geredet, weswegen ich mich so darauf gefreut hatte es zu lesen, nachdem ich es zu Weihnachten bekommen habe.
Da ich selber eine kranke Mutter habe und somit seit meiner Kindheit mit einer ständigen Möglichkeit des Verlustes konfrontiert bin, hatte mich die Prämisse des Buches sehr angesprochen.
Leider wurde ich ein wenig enttäuscht. Zugegebener maßen ist dies mein erster Daniel Schreiber Roman gewesen, weswegen ich dieses Buch nicht mit seinen früheren Werken vergleichen kann.
Dennoch fand ich den Schreibstil ganz schön, bloß oft hatte ich das Gefühl, dass die Wortwahl ein wenig zu gezwungen rüberkam. Die Stellen, in denen es um den Vater und die Familie ging waren hier die Ausnahme. Da hatte ich das Gefühl, dass der Autor wirklich einfach das schreibt, was er fühlt. Das fand ich richtig gut. Eher die anderen Einblicke und Beschreibungen von Beispielsweise Venedig waren leider nicht so das richtige für mich. Die Verbindung zwischen der Stadt und dem Verlust des Vater war zwar vorhanden, doch ich hätte mir mehr von den Stellen über den Vater und den eigentlichen Verlust und weniger über die Stadt gewünscht. Dennoch möchte ich mich von diesem Leseerlebnis nicht abschrecken lassen und werden versuchen in diesem Jahr noch ein weiteres Buch von Schreiber zu lesen, da mir wie gesagt der Schreibstiel ganz gut gefiel.
Profile Image for Grammarian.
57 reviews
March 24, 2024
Die bücher von Daniel Schreiber sind für mich einfach immer gute Laune Bücher, auch wenn hier das Thema in eine völlig andere Richtung geht, aber der Autor verpackt alles in so harmonische Geschichten und schreibt so unglaublich fließend das es jedesmal ein Lesevergnügen ist.
Profile Image for Merry.
313 reviews42 followers
June 16, 2024
I think this may be more of a 3.5?
I genuinely like Schreiber's way of thinking and connecting disparate topics, but something about this book didn't quite come together (especially compared to his other works). Still recommended and readable; just not a fave.
Profile Image for Carla.
30 reviews2 followers
July 20, 2024
Ein bisschen zu philosophisch für mein Geschmack, zu viele Referenzen zu anderen Bücher, zu viel Venedig.
Was ich neu gelernt habe war das es bedeutet anonym begraben zu werden und was dies für ein Effekt auf die Familie und das Trauern hat, diesen Kapitel fand ich am spannendsten.
Profile Image for Vera.
6 reviews
March 7, 2024
Das Buch ist ein sehr schöner philosophischer und autobiografischer Text über den Verlust von geliebten Personen und von einem Gefühl der Beständigkeit. Gemischt mit wunderschönen Beschreibungen Venedigs liest sich das Buch fast wie ein Roman. Es lässt einen die kleinen Dinge im Leben wertschätzen und gleichzeitig ermutigt es, Trauer nicht aus dem Leben auszuschließen, sondern als Teil davon zu akzeptieren.
Profile Image for Theresa.
61 reviews16 followers
March 30, 2024
Oberflächlich interessant aber wenig tiefgründig
Profile Image for Anja Pusch.
35 reviews
December 29, 2023
Und wieder ein wunderbares Buch von Daniel Schreiber, nach dessen Lektüre ich anders auf die Welt und auf mich blicke, als davor. Es geht um das Thema Trauer und gleichzeitig um die vielen Krisen in der Welt und unseren Umgang damit. Das alles erzählt an einem Tag in Venedig. Wie der Autor das alles in Worte fassen kann, auf sehr hohem sprachlichem Niveau, und mich als Leserin so mitnimmt… besser geht es nicht.
Profile Image for Mirjam.
175 reviews5 followers
February 14, 2024
"Verluste haben die Tendenz, sich zu akkumulieren. Die kleinen treffen auf die großen, die alten auf die noch frischen, die privaten Verluste auf jene, die wir alle durchmachen. Auch wenn wir unserem Leben einen neuen Anstrich verleihen, scheinen die alten Verluste durch. Trauer kann viele Jahre auf uns warten, versteckt in irgendeiner Nische unseres Ichs, ohne dass wir davon wissen. Erst recht die verdrängten und nicht von uns bearbeiteten Verluste summieren sich und können uns unvermittelt mit großer Wucht treffen." - Buchzitat (S. 19)

Daniel Schreibers neues Werk "Die Zeit der Verluste" ist nicht nur ein Buch, sondern eine kraftvolle, zutiefst berührende Reise durch die Trauer - einer Emotion, die wir verlernt haben zu fühlen. Der Autor, bereits bekannt für seine einfühlsamen Essays, widmet sich hier dem zentralen menschlichen Erlebnis des Verlustes und der Trauer. Basierend auf dem persönlichen Schicksal des Todes seines Vaters nimmt Schreiber uns in seiner gewohnten sprachlichen Feinfühligkeit mit auf (s)einen Tag im nebelumhüllten Venedig.

Das Setting in Venedig fungiert nicht nur als Kulisse, sondern als lebendiges Symbol für die Vergänglichkeit und die melancholische Schönheit des Lebens. Die Verknüpfung von persönlichen Erinnerungen, Eindrücken der Stadt und der Analyse von Trauer verleiht dem Buch eine einzigartige Atmosphäre.

Schreibers sprachliche Schönheit ist unbestreitbar. Jeder Satz ist kunstvoll konstruiert, poetisch und mit einer emotionalen Intensität wie man sie nur selten liest. Der Autor findet trotz seiner beschriebenen Sprachlosigkeit Worte für das Unsagbare, für die Komplexität von Trauer und den schmerzhaften Verlust geliebter Menschen. Zitate und philosophische Denkanstöße aus unterschiedlichen Disziplinen werden geschickt eingewoben, um die Tiefe seiner Gedanken zu unterstreichen.

Die Leser:innenschaft taucht ein in eine Welt von Schmerz und Trost, umgeben von der melancholischen Kulisse Venedigs, die als Metapher für Vergänglichkeit und die Schönheit der Trauer dient. Schreiber nutzt die Stadt geschickt als Spiegel seiner eigenen Gefühle und als universelles Symbol für die Flüchtigkeit des Lebens.
Das Buch offenbart einen einzigartigen Blick auf die Natur der Trauer. Die Reflexion über die eigene Verlusterfahrung vermischt sich geschickt mit einem tieferen Verständnis für die kollektiven Verluste, die die Welt in diesen Zeiten der Unsicherheit durchlebt.
Besonders beeindruckend ist Schreibers Analyse der "Betrauerbarkeit" in der Gesellschaft. Er zeigt, wie soziale Werte und Ordnungen die Trauerfähigkeit beeinflussen und prägen. Schreiber entfaltet eine philosophische Reise durch die verschiedenen Facetten des Verlustes. Dabei erkennt er an, dass Trauer kein homogenes Gefühl ist, sondern in vielschichtigen Graustufen existiert.
Der Autor stellt die Frage, wie man mit dem Wissen umgeht, dass die Welt, wie wir sie kennen, sich über Nacht verändern kann. Er fordert dazu auf, die Illusion der Beständigkeit loszulassen und sich dem Schmerz der Trauer zu stellen, um durch ihn ins eigentliche Wesen des Lebens zurückzufinden.

Schreibers nicht-linearer Erzählstil mag für einige Leser:innen eine Herausforderung darstellen, mich hat das gar nicht gestört.

"Die Zeit der Verluste" ist nicht nur ein Buch, sondern ein literarisches Meisterwerk, das die Essenz der Trauer einfängt und zum Nachdenken anregt. Daniel Schreiber schafft es, den Schmerz des Verlustes in poetische Worte zu kleiden und den Leser auf eine emotionale Reise mitzunehmen.
Das Buch ist nicht nur persönlich, sondern öffnet auch Türen zu kollektiven Trauererfahrungen. Diese kraftvolle, tiefe Reflexion über das Leben, den Tod und die menschliche Resilienz verdient höchste Anerkennung. Anerkennung für Schreibers Fähigkeit, die menschliche Seele zu berühren und gleichzeitig gesellschaftliche Perspektiven zu erweitern. Ich kann dem Werk nur verdiente 5 von 5 Sternen geben.
2 reviews24 followers
December 29, 2023
Daniel Schreiber fängt mit diesem Buch Gefühle und Gedanken zum Thema Verluste sowie zu unserer aktuellen Zeit ein, die ich in einigen Aspekten teile und mitfühle.
An diesem Essay gefallen mir vor allem die verschiedenen Quellen, die Schreiber dafür heranzieht und die die Themen Verlust, Tod und unsere Gegenwart aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten, verschmolzen mit persönlichen Rückblicken und Gedanken des Autors.

Trotz der teils etwas prosaischen und langatmigen Beschreibungen seines Aufenthalts in Venedig finde ich das Setting selbst als Allegorie für das Thema sehr passend gewählt.

Auch wenn meine akute Trauer eine ganz andere ist, teile ich einige Gedanken in dem Buch und das vage Gefühl, dass in diesen Zeiten der Verluste und Umwälzungen ein zuversichtlicher Blick auf die Zukunft, neben dem Verlieren alter Gewissheiten, oft schwer fällt. Dass es aber durch die kleinen Momente echter Dankbarkeit im Hier und Jetzt auch wieder in den Hintergrund rücken kann.
Ich konnte mir daher einiges aus diesem Buch herausziehen, auch Verweise auf andere Werke. Durch Daniel Schreibers Schilderung seiner eigenen Sprachlosigkeit und Nichtbegreifbarkeit im Angesicht des Verlusts eines geliebten Menschen konnte ich wiederum ein weiteres Puzzleteil zur Beschreibung meines eigenes Zustandes finden.
Profile Image for Max.
49 reviews3 followers
November 17, 2023
Ich bin ein Fan von "Schreibers" Büchern und auch dieses hat nicht enttäuscht. Es ist mit knapp 130 Seiten auch recht schnell gelesen (wenn man es möchte)
Es geht um Trauer und Verlust. Aber nicht nur die von geliebten Menschen, sondern auch von Gewissheiten, Ideen und Träumen und wie wir damit umgehen.
Zu Empfehlen

Zitate I liked:
- "Manchmal muss man sich verlorengehen ,denke ich , muss einräumen , dass man sich verlaufen hat. Manchmal lässt sich nur do die Möglichkeit erlangen, wieder zu sich zu finde. Manchmal kann man die Wirklichkkeit erst als die akzeptieren, die sie ist, wenn man sie nicht mehr kennt. (...) Auch im Nebel einen Weg zu finden, den richtigen Weg zu finden, nachdem meiner in einer Sackgasse geführt hatte" S 64
- "Die Zukunft entzieht sich der Vorhersagbarkeit im Guten wie im Schlechten" S. 51
- Unser Gefühl psychischer Gesundheit können wir nur dann zurückerlangen, wenn wie anzunehmen lernen , dass es Dinge im Leben gibt , die wir nicht reparieren, nicht wiedergutmachen , nicht besser oder rückgängig machen können. s.107
- Trauern (...) bestehe in der Akzeptanz der Tatsache dass einen der Verlust, den man durchmacht, verändern wird. Trauen (...) eine Veränderung zu akzeptieren, bei der man nicht vorhersehehn kann, was an ihrem Ende steht. S.113
Profile Image for Emma.
12 reviews
November 22, 2023
das hat mir von seinen büchern bisher am wenigsten gefallen.
am anfang haben mich vor allem die endlosen stadtbeschreibungen von venedig gestört, die nichts mit dem thema zu tun haben schienen. das hat sich ein bisschen geändert, trotzdem hat mich das buch nicht umgehauen. zwischendurch war mir die sprache auch ein bisschen zu gestelzt und die metaphern zu platt (auch wenn er diese sprachlosigkeit angesichts der trauer auch thematisiert). ich hatte das gefühl, dass das thema vielleicht noch ein bisschen zu nah an ihm dran war (sein vater ist erst vor 1 1/2 jahren oder so gestorben) und es ein besseres buch geworden wäre, wenn er noch ein bisschen gewartet hätte. vielleicht war das aber auch genau das, was er erreichen wollte, diesen moment festzuhalten, keine ahnung.

und: wie in JEDEM seiner bücher hört er auch dieses mal am ende theatralisch mit dem rauchen auf, mit immer neuen überlegungen dazu. ich hoffe, dieses mal hält er es durch, auch damit er endlich aufhören kann darüber zu schreiben.
Profile Image for fyrtorn .
89 reviews
January 6, 2024
Mir hat sein vorheriger Essay "Allein" auch aufgrund seiner damaligen Aktualität gut gefallen. Auch das Thema von "Die Zeit der Verluste" hat mich, auch aufgrund eigener Erfahrungen, angesprochen. Vielleicht waren meine Erwartungen daher zu hoch? Es gibt Passagen, wenn es um den Verlust seines Vaters geht, die mich wirklich berührt haben. Sie sind aber eingeflochten in eine doch recht träge und teils recht ausufernde Beschreibung eines Tages, den der Autor in Venedig verbracht hat. Auch die Gedanken zum Weltgeschehen (Demokratieverlust, Klimawandel, Rechtsruck etc.) empfand ich als wenig erhellend, wenn auch nachvollziehbar. Den Bogen von der persönlichen zur gesellschaftlichen Ebene zu spannen ist sicher eine gute Absicht gewesen, hier geht es für mich aber nicht auf.

Ich schätze die Ehrlichkeit und Verletzbarkeit, die der Autor auch in diesem Essay wieder authentisch preisgibt. Dennoch eine Lektüre, die bei mir wenig Nachhall finden wird und die mich eher enttäuscht zurück lässt.
67 reviews2 followers
December 20, 2023
Bisher habe ich die Bücher von Daniel Schreiber immer gerne gelesen. Kein Lektüreerlebnis kam bisher an Zuhause heran, aber das lag auch an dem Thema, das mich damals eher unbewusst beschäftigte und durch das Buch bei mir einen Ausdruck fand. Für mich bestand der Reiz an Schreibers Büchern darin, dass ich über seine persönlichen Beschreibungen auch etwas über mich erfahren habe und er Themen angesprochen hat, die mich eher unbewusst umtrieben.

Das hat dieses Buch leider nicht geschafft. Ich freue mich, dass Schreibe mittlerweile so erfolgreich ist. Aber mir scheint, dass Schreiber zu sehr an seinem Erfolgsmodell anknüpfen wollte und das Buch dadurch zu formelhaft wurde. Die persönlichen Abschnitte in den Büchern haben mir immer mehr bedeutet als die allgemeinen Weltkerklärungen. Ertragen habe ich meist die Stellen, in denen Schreiber über "unsere" Befindlichkeiten geschrieben hat. Leider kommt in dem Buch kaum etwas wirklich Persönliches vor. Toll sind die Abschnitte über Erfahrungen mit dem Vater (eine Autofahrt oder wie der Vater ihm das Lesen philosophischer Texte beibringt). Die detaillierten Abschnitte über Essen oder prominente Mitstipendiaten haben mich dagegen eher genervt. Wirklich gestört haben mich diesmal die Projektionen individueller Befindlichkeiten auf ein großes "wir" und diese banalen Welterklärungen. Ich begreife auch nicht, wie ein Autor, der sich so sehr mit marginalisierten Personen beschäftigt hat, so unreflektiert kollektive Stimmungen aufrufen kann. Das wirkt auf mich dann doch eher wie Literatur von einem weißen alten Mann. Am unerträglichsten fand ich allerdings, dass er nachdem er 100 Seiten darüber geschrieben hat wie er in diesem Künstler:innen-Schriftsteller:innen Milieu wie ein Fisch im Wasser schwimmt, er dann auf einmal die Klassenkarte spielen will und sein Gefühl der Nichtzugehörigkeit aufgrund seiner Herkunft beschreibt.
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