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TBHB 1943-08-11

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1943-08-11
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Entstehungsdatum: 1943
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Originaltitel: Mittwoch, 11. August 1943.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 11. August 1943
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Einführung

Der Artikel TBHB 1943-08-11 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 11. August 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Mittwoch, 11. August 1943.     

[1]      Gestern kam Fritz. Wir warteten mit dem Essen, doch wurde es 1/2 3 Uhr, bis er eintraf. Mit ihm kam Borchers, der Schwiegersohn Papenhagens. Er hatte eine Kiste bei sich u. sagte, daß dies seine ganze Wohnungseinrichtung sei; alles andere ist verbrannt. Der kleine, schwächliche Mensch war noch weniger geworden u. sah in seiner schäbigen Pionier-Uniform sehr erbarmungswürdig aus.

     Fritz machte einen sehr veränderten Eindruck; es war, als ob er Dinge dächte, von denen wir nichts wissen. Man muß abwarten. Abends erwarteten wir Herrn + Frau Triebsch, da Frau T. mich gebeten hatte, ihren Mann u. Pfr. Feige zusammenzubringen. Martha hatte einen Apfelkuchen backen lassen. Pfr. Feige u. P. Dubis kamen, aber Triebsch'ens blieben aus. Es muß wohl ein Mißverständnis vorgelegen haben. Während wir oben im Wohnzimmer sprachen, ertönte aus der Diele ein Guitarrespiel u. der wunderschöne Gesang eines frommen Abendliedes. Als der Gesang verklungen war, ging ich in die Diele, hörte aber nur noch, daß jemand das Haus durch die [2] Küchentür verließ. Ich ging vorne herum ums Haus u. traf einen Herrn, der momentan als Sommergast hier ist u. der mir im Geschäft durch sein ungemein originelles Wesen oft aufgefallen ist u. mit dem ich mich gern unterhalte. Offenbar hat er auch eine Neigung zu mir. Ich stellte ihn u. er sagte mir, er habe gehört, daß Fritz gekommen sei u. das habe ihm die Idee gegeben, dem jungen Paare ein Ständchen zu bringen. Margret habe ihm gesagt, daß wir geistlichen Besuch hätten u. da habe er auch uns ein Ständchen gebracht. Er war überaus nett u. ich habe mich herzlich gefreut. Ich werde nun versuchen, diesen Menschen näher kennen zu lernen. –

     Heute früh die letzte Messe; Pfr. Feige u. P. Dubis fahren heute Nachmittag wieder ab. Sie fahren nach Bln., einen sehr ungewissen Schicksal entgegen. Pfr. Feige will allerdings nicht gleich in Bln. bleiben, sondern noch seine Schwester in Schlesien besuchen, da er fünf Wochen Urlaub hat.

     Gestern nachmittag war der kleine Borchers noch einmal bei mir, um Zigaretten zu erbitten. Ich ließ mir etwas von Hmb. erzählen. Als Pionier ist er ja sowohl bei den Rettungsaktionen wie bei der Aufräumung tätig. Seine kurzen Schilderungen sind grauenhaft. Er ist mit dem Motorrad durch die Straßen gefahren, oft über die verkohlten Leichen hinweg. Zerfetzte Menschen, abgerissene Glieder. Es brennt immer noch, besonders die Schiffe im Hafen.

     Jens wird nun bald zur Schule gehen. Es beginnt jetzt sein drittes Schuljahr. Ich werde ihm Religionsunterricht geben. –

     Bisher hatten wir das Geschäft jeden Montag, Mittwoch, Donnerstag u. Sonnabend von 4 – 7 Uhr für das Publikum geöffnet, von jetzt an wollen wir auch den Donnerstag schließen.

     Politisch nichts Neues. Das Gerücht über die großen Beratungen im Führer-Hauptquartier ist offiziell bestätigt, – auch die Reise Görings nach Hmb. Also wird es wohl auch stimmen, daß Ribbentrop nach Rom gefahren ist. Dort ist der Innenminister der neuen Regierung Badoglio bereits zurückgetreten. – Auf Sizilien geht es nur langsam vorwärts. Auch die Ostfront scheint noch zu halten, wenngleich die Russen in unverminderter Stärke angreifen u. dabei zweifellos auch Gelände gewinnen, was von uns allerdings nie zugegeben wird.