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RE:Furrina

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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römische Gottheit der ältesten Religionsordnung
Band VII,1 (1910) S. 382383
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GND: 1084663252
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Furrina (die Form mit doppeltem r ist durch die Steinkalender gesichert, die Hss. der Schriftzeugnisse schwanken), römische Göttin der ältesten Religionsordnung, die einen eigenen Priester (flamen Furrinalis Varro de l. l. V 84. VI 19. VII 45) und ein am 25. Juli gefeiertes Jahresfest (Varro de l. l. VI 19 Furrinalia a Furrina, quod ei deae feriae publicae dies is) vgl. V 84 a Furrina, cuius etiam in fastis feriae Furinales sunt. Paul. p. 88 Fur⟨i⟩nalia sacra Furrinae quam deam dicebant. Fast. Allif. Pinc. Maff. z. 25. Juli, vgl. CIL I2 p. 323).[1] Ihr auf dem Ianiculum unweit des Pons sublicius gelegener heiliger Hain (lucus Furinae Cic. de nat. deor. III 46; vgl. Hülsen-Jordan Topogr. I 3, 625) wird bei Gelegenheit des Unterganges des C. Gracchus erwähnt, der, während seine Anhänger am Pons sublicius die Verfolger aufhielten, im Haine der F. sich von seinem Sklaven töten ließ (Aurel. Vict. v. ill. 65, 5. Plut. C. Gracch. 17). Zufällige Funde im Sommer 1906 und Ausgrabungen [383] der J. 1908 und 1909 haben am Südabhange des Ianiculum im Gebiete der ehemaligen Villa Sciarra Reste des Heiligtums der F., über dem sich in der Kaiserzeit Kapellen orientalischer Gottheiten, namentlich des Iuppiter O. M. Heliopolitanus, angesiedelt hatten, aufgedeckt (vgl. namentlich Chr. Hülsen Röm. Mitt. XXII 1907, 225ff. P. Gauckler Comptes Rendus de l'Acad. d. Inscr. 1907, 135ff.; Bull. arch. comun. XXXV 1907, 45ff.; Mél. d'archéol. et d’histoire XXVIII 1908, 283ff. G. Nicole et G. Darier Le sanctuaire des dieux orientaux au Janicule, Mél. d'archéol. et d’hist. XXIX 1909). Die Verehrer der letzteren haben in ihren Weihungen gelegentlich auch der ehemaligen göttlichen Besitzerin des Ortes gedacht, von der sie aber wohl nicht mehr viel wußten, da sie den Namen ändern und eine Mehrzahl von Göttinnen aus ihr machen: CIL VI 422[2] I(ovi) o(ptimo) m(aximo) H(eliopolitano) Aug(usto) sacr(um), Genio Forinarum et cultoribus huius loci. Röm. Mitt. XXII 229 = Cagnat-Besnier L’année épigr. 1907 nr. 97 Διὶ κεραυνίῳ Ἄρτεμις ἡ καὶ Σιδωνία Κυπρία ἐξ ἐπιταγῆς ἀνέθηκεν καὶ νύμφες Φορρίνες (d. h. νύμφαις Φορρίναις). Daher wird man aus der Bezeichnung als νύμφαι kaum Rückschlüsse auf das Wesen der alten Göttin F. machen dürfen, wie dies A. v. Domaszewski Arch. f. Relig.-Wiss. X 1907, 33 = Abhdl. z. röm. Relig. 171 tut (vgl. auch Hülsen Röm. Mitt. XXII 250). Denn schon in Ciceros Zeit war selbst ihr Name fast ganz verschollen (Varro de l. l. VI 19 cuius deae honos apud antiquos, nam ei sacra annua et flamen attributus; nunc vix nomen notum paucis) und die Deutung auf bloße Kombination angewiesen: der Namensähnlichkeit wegen brachte man sie mit den Furiae (s. d.) zusammen (Cic. nat. deor. III 46 Eumenides ... quae si deae sunt, quarum et Athenis fanum est et apud nos, ut ego interpretor, lucus Furinae, Furiae deae sunt; daher bezeichnet Plut. C. Gracch. 17 den Ort des Todes des C. Gracchus als ἱερὸν ἄλσος Ἐρινύων und zählt Mart. Cap. II 164 Fura Furinaque unter den Gottheiten des Totenreiches auf), und Hülsen (a. a. O. 249f.) möchte auch den Straßennamen der 14. Region Caput Gorgonis aus dieser Gleichsetzung erklären. Das wahre Wesen der Göttin bleibt im Dunkeln (Vermutungen bei Buecheler Umbrica 71. U. v. Wilamowitz-Moellendorff Griech. Tragoedien II 218); daß ihr Dienst nicht auf Rom beschränkt war, zeigt Cic. ad Qu. fratr. III 1, 4, der in der Gegend von Arpinum einen ponticulus qui est ad Furinae erwähnt. Fernzuhalten sind die gefälschten Zeugnisse ligorianischer Inschriften (Hülsen a. a. O. 226, 1), auch die Inschrift CIL VI 10200,[3] die von Hülsen Röm. Mitt. X 1895, 293f. als ligorianische Fälschung auf Stein erwiesen ist.

Anmerkungen (Wikisource)

[Bearbeiten]
  1. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 323.
  2. Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 422.
  3. Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 10200.