Hermann Burg

deutscher Kunsthistoriker, Kunstschutz-Offizier, Galerist, Kunst- und Antikenhändler

Hermann Burg (* 29. Januar 1878 in Essen;[1]27. September 1946[2] in London[3]) war ein deutscher Kunsthistoriker, Kunstschutz-Offizier, Galerist, Kunst- und Antikenhändler.

Hermann Burg war ein Deutscher jüdischer Herkunft. Er hatte in Jena und München Medizin studiert, von 1911 bis 1912 als Einjährig-Freiwilliger gedient und als Arzt 1912 sogar eine Approbation erhalten,[4] bevor er sich ganz der Kunstgeschichte widmete. 1912 wurde er bei Max Dvořák an der Universität Wien mit einer Arbeit über den frühklassizistischen Bildhauer Franz Anton von Zauner zum Dr. phil. promoviert. Aus diesem Jahr stammt ein Porträt, das Oskar Kokoschka von ihm gezeichnet hatte, welches sich heute in der Sammlung des Metropolitan Museum of Art in New York befindet.[5]

Eine Weile war Burg „Hilfsarbeiter“ der Österreichischen Staatsgalerie. Von Ende 1916 (offiziell April/Mai 1917) bis November 1918 war er als Kunstsachverständiger im Range eines Feldwebels[6] der 2. Armee des deutschen Heeres beigeordnet und als solcher an der Westfront in Cambrai, Douai und Valenciennes für den Kunstschutz tätig, den der Kunsthistoriker Paul Clemen initiiert hatte.[7] Zusammen mit Clemen fungierte er im Februar 1919 als Beauftragter der deutschen Waffenstillstandskommission. Von französischer Seite wurden nach dem Ersten Weltkrieg Vorwürfe wegen Kunstraubs und -plünderung gegen Burg und andere Beteiligte des deutschen Kunstschutzes bei der Friedenskommission erhoben. Clemen verteidigte den deutschen Kunstschutz sowie die Angegriffenen in einem 1919 publizierten Werk.[8] Burg hingegen widersprach Clemen in Form einer 1920 veröffentlichten Broschüre, räumte deutlicher als Clemen ein Scheitern des Kunstschutzes ein und war der einzige der Beteiligten, der das Verhalten der kaiserlichen Truppen und der Militärführung gegenüber dem feindlichen Kunsterbe öffentlich kritisierte.[9]

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Hermann Burg Kunsthändler. Mit Unterstützung des Berliner Kunsthändlers Albert Loeske (1869–1929) eröffnete Burg im Januar 1920 in der Salomonsgasse 5 in Köln die „Kunsthandlung Dr. Hermann Burg“, die 1921 in der Breitestraße 3 und 1922 bis 1928 im Domhof 8 angesiedelt war. Anschließend zog Burg mit seiner Kunsthandlung nach Berlin, in die Friedrich-Ebert-Straße 5.

Als Galerist wurde Burg nur im Jahr 1922 durch eine Ausstellung unter dem Titel „Romantiker“ bekannt.[10] Im selben Jahr nahm er an der Großen Kunstausstellung Düsseldorf mit verkäuflichen Werken der Maler Peter von Cornelius, Rudolf Elster, Joseph von Führich, Franz Ittenbach, Karl Müller und Johannes Niessen teil. In Düsseldorf engagierte er sich auch im beratenden Ausschuss der Künstlervereinigung Das Junge Rheinland.[11] 1925 verkaufte er das Werk Santa Maria Maggiore in Rom von Joseph Anton Koch an das Museum Folkwang in Essen. Dem Wallraf-Richartz-Museum in Köln stiftete er vier Zeichnungen von Adolf von Hildebrand.

Verheiratet war Burg spätestens seit 1922 mit Margret Henriette Augusta, geborene Kunz (1894–1958). Sie war Kunsthistorikerin, die bei Adolph Goldschmidt über ottonische Plastik promoviert hatte. Clemen war ihr „Doktorvater“.[12] Bei Burg, der ihr zuvor in Notlagen geholfen hatte, betätigte sie sich als Sekretärin. Ihre Freundin, ebenfalls Mitarbeiterin in Burgs Kunsthandlung, war die Kunsthistorikerin Luise Straus-Ernst, von 1918 bis 1926 die Ehefrau des Künstlers Max Ernst.[13]

In der Zeit des Nationalsozialismus emigrierte Burg mit seiner Ehefrau über die Niederlande (Lourselaan 13, Haarlem) nach England, wo er für das Jahr 1938 unter der Adresse 32 James Street in London greifbar ist, für das Jahr 1941 unter der Adresse April Cottage, Shamley Green bei Guildford. Im Zeitraum 1937 bis 1941 verkaufte und übergab er dem British Museum mehrere Objekte. In dieser Zeit handelte er mit antiken Stücken.[14] Zusammen mit seiner Frau hatte er eine Kunstsammlung.[15]

Burg starb 1946 im Alter von 68 Jahren in London. Er lebte zuletzt mit seiner Frau in London, 22 Heathgate.[3]

Veröffentlichungen (Auswahl)

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  • Einige Büsten des Königs von Rom. In: Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes. 5, 1911, Sp. 177 ff. (Digitalisat).
  • Einige Urkunden zur Geschichte der Gemäldegalerien im Anfang des XIX. Jahrhunderts. In: Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes. 5, 1911, Sp. 194 ff. (Digitalisat).
  • Der Bildhauer Franz Anton Zauner und seine Zeit. Ein Beitrag zur Geschichte des Klassizismus in Österreich. A. Schroll, Wien 1915 (Digitalisat).
  • mit Hermann Erhard, Franz Schnabel: Cambrai. Korpsverlagsbuchhandlung des XIV. Reservekorps, C. Winter, Heidelberg 1917.
  • mit Theodor Demmler, Adolf Feulner: Kunstwerke aus dem besetzten Nordfrankreich ausgestellt im Museum zu Valenciennes. Hrsg. vom Armee-Oberkommando 2, Musée des beaux-arts de Valenciennes, Valenciennes 1918.
  • Kunstschutz an der Westfront. Kritische Betrachtungen und Erinnerungen. Deutsche Verlagsgesellschaft für Politik und Geschichte, Charlottenburg 1920.
  • Minor art of early periods, from 3000 B. C. – 1200 A. D. E. J. Brill, Leiden 1939.

Literatur

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  • Dr. Hermann Burg. In: Werner J. Schweiger: Lexikon des Kunsthandels der Moderne im deutschsprachigen Raum 1905–1937. Geplante Publikation (Manuskript, online).

Einzelnachweise

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  1. The National Archives; Kew, London, England; HO 396 WW2 Internees (Aliens) Index Cards 1939-1947; Referenznummer: HO 396/12. (ausländische Internierte im 2. Weltkrieg). In: ancestry.de (kostenpflichtig). Abgerufen am 28. September 2022 (englisch).
  2. The Burlington Magazine Band 88, November 1946, S. 281.
  3. a b England und Wales, nationaler Nachlasskalender (Index von Testamenten und Verwaltungen). In: ancestry.de (kostenpflichtig). 1947, S. 934, abgerufen am 28. September 2022 (englisch).
  4. Alfred Weidinger, Alice Strobl: Oskar Kokoschka. Die Zeichnungen und Aquarelle 1897–1916. Galerie Welz, Salzburg 2008, ISBN 978-3-85349-290-1, S. 294
  5. Portrait of Hermann Burg, Eintrag in der Datenbank desMetropolitan Museum of Art.
  6. Christina Kott: Die deutsche Kunst- und Museumspolitik im besetzten Nordfrankreich im Ersten Weltkrieg – zwischen Kunstraub, Kunstschutz, Propaganda und Wissenschaft. In: kritische berichte 2/1997, S. 14
  7. Antoine Fleury: Le Kunstschutz entre mémoire et histoire. S. 20 Anmerkung 12 (PDF).
  8. Paul Clemen (Hrsg.): Kunstschutz im Kriege. 1. Band Die Westfront. E. A. Seemann, Leipzig 1919; zu Hermann Burg siehe insbesondere S. 14, 98, 103, 107 ff. (Digitalisat).
  9. Christina Kott: Der deutsche „Kunstschutz“ im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Ein Vergleich. In: Pariser historische Studien. Band 81 (2007), S. 139 (PDF); Christina Kott: „Kunstschutz“ an der Westfront, ein transnationales Forschungsfeld? Methoden, Quellen, Perspektiven. In: Robert Born, Beate Störtkuhl (Hrsg.): Apologeten der Vernichtung oder „Kunstschützer“? Kunsthistoriker der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg. Böhlau, Köln 2017, ISBN 978-3-412-50716-9, S. 27 (Google Books).
  10. Otto H. Förster: Romantiker. Zeichnungen und Aquarelle aus dem Besitze der Galerie Dr. Hermann Burg, Köln am Rhein, Domhof 8. Katalog, Kölner Verlagsanstalt, Köln 1922.
  11. Ulrich Krempel: Am Anfang: Das Junge Rheinland. Zur Kunst- und Zeitgeschichte einer Region (1918–1945). Ausstellungskatalog, Kunsthalle Düsseldorf, Claassen, Düsseldorf 1985, ISBN 978-3-54647-771-0, S. 21
  12. Margret Burg: Ottonische Plastik (= Forschungen zur Kunstgeschichte Westeuropas, Band III). K. Schroeder, Bonn/Leipzig 1922.
  13. Eva Weissweiler: Notre Dame de Dada. Luise Straus – das dramatische Leben der ersten Frau von Max Ernst. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2016, ISBN 978-3-4620-4894-0 (Google Books).
  14. Dr Hermann Burg, biografisches Datenblatt im Portal britishmuseum.org, abgerufen am 27. September 2022.
  15. Christie’s (Hrsg.): Fine Antiquities. The Properties of the Late Drs. Hermann and Margaret Burg, by Descent, a European Noblewoman and from Various Sources (= Auctions, Band 5531). Christie’s, London 1995.